5. Woche

Ab dieser Woche fing es an, dass sie im Büro nicht mehr wirklich wussten, was sie mir für Aufgaben geben sollen. Vor meiner Ankunft hatte Dan eine Liste mit drei "großen" Aufgaben zusammen gestellt, die mich wohl ein paar Wochen beschäftigen sollten. Zwei davon habe ich bereit in den ersten zweieinhalb Wochen erledigt und die Dritte kann mir keiner mehr erklären, was damit gemeint war. Auch die Pakete für die Agenten kann ich nicht weiter machen, da sie noch auf einen Flyer warten wollen, der erst in den nächsten ein bis zwei Wochen geliefert wird.

Also haben sie mich irgendwie beschäftigt, indem sie mich wegen jedem Bisschen in den Keller geschickt haben und ich alte Ordner und Infomaterialien aussortiert und entsorgt habe. Eigentlich geht das ja super schnell, aber hier wird jeder Vorgang und jede Kommunikation einzeln in Klarsichthüllen geheftet. Das heißt, ich hatte am Ende drei dicke Ordner voll mit leeren Klarsichthüllen. Der Mann vom Hausmeister-Team hat sich auch sehr gefreut, als er die Kiste mit dem zuvernichtenden Papier abgeholt hat. Das konnte ich nämlich nicht machen, weil der Schredder im Büro kaputt ist.

Zwischendurch habe ich mir dann auch selber Arbeit gesucht. Ich habe z.B. eine Auswertungstabelle für die Aktivität der einzelnen Agenten angelegt. Obwohl sie alle noch so jung sind, scheinen sie, bis auf Chloe, noch nie so richtig mit Excel gearbeitet zu haben, denn ich musste Dan erst einmal erklären, wie Regeln zum farblich Hervorheben von Zellen funktionieren. Mit dem Ergebnis dieser Tabelle habe ich dann die Agenten mit ausgelaufenen Verträgen nach gut und nicht gut sortiert, was Dan eigentlich schon seit drei Wochen machen wollte. Ich habe die Auswahl mit gut Dan vorgezeigt und sie sagte, ich kann für alle einen neuen Vertrag aufsetzten.

Donnerstag kam dann auch endlich unsere Büromaterial-Bestellung an. Somit konnte ich Freitag auch endlich mit dem Laminieren der Spielkarten für das Recycling-Spiel bei der Orientation weitermachen.

Samstag stand ein Ausflug nach Windsor und Winchester auf dem Programm. Lustigerweise ist das mein dritter Ausflug mit dem Unternehmen gewesen und zum dritten mal bin ich mit Jane als Guide gefahren. Als ich am Bus ankam wollte sie schon garnicht mehr mein Ticket sehen und meinte nur "Ach, deinen Namen habe ich schon gesehen."

Ich wäre gerne in das Schloss Windsor hineingegangen, aber wir hatten insgesamt nur drei Stunden in der Stadt und genau solange hat es gedauert um zum Eingang zukommen (einige aus der Gruppe hatten es probiert). Wir anderen haben eine kleine Führung, wie immer, bekommen. Jane hat sich extra an eine bestimmte Stelle gestellt und uns etwas zum Schloss erzählt, weil ein paar Minuten später die Straße zur Ceremonie des Wachenwechsels geschlossen wurde. So standen wir in der ersten Reihe. Der Wechsel hat zwar auf der Straße nicht lange angedauert und war nicht so pompös wie in London, aber die Kapelle hat toll gespielt und es war schön es nach zehn Jahre noch einmal zusehen. Anschließend hatten wir etwa zweieinhalb Stunden Freizeit. Ich habe Jane's Rat befolgt und bin durch die kleinen Gassen hinter das Schloss gegangen. Dort ist der lange Park durch den Megan und Harry nach ihrer Trauung gefahren sind. Als ich zurück zur High Street kam, kamen gerade die Kapelle und die abgelösten Wachen die Straße hinunter. So hatte ich de Möglichkeit den zweiten Teil auch noch zu sehen.

Später bin ich noch kurz nach Eton reingelaufen, was mit einer Brücke mit Windsor verbunden ist. Es ist nur ein kleiner Ort. Dort steht die Windsor Boy School, die teuerste Schule Englands für Jungen von 13 - 18. Es ist ein Internat, was damals für 70 Jungen aus armen Familien gegründet wurde. Als Kinder sind dort auch William und Harry zur Schule gegangen.


Danach ging es weiter nach Wincester. Wincester ist eine sehr historische Stadt. Sie war vor London die Hauptstadt Englands. Während Jane uns durch Englands kleinste City führte, zählte sie so viele Dinge auf, die man dort machen kann. Leider war von Anfang an klar, dass man nur einen Teil davon in den anderthalb Stunden Freizeit schaffen würde. Daher habe ich beschlossen lieber nochmal für einen Tag hinzufahren und mir dann alles ganz in Ruhe anzusehen. Während dem Rundgang habe ich mir einfach alles aufgeschrieben, was ich sehen möchte. Darunter ist auch die Winchester Boy School, die aus dem selben Grund wie die Windsor Boy School gegründet wurde und heute die zweitteuerste Schule in England ist. Anders als in Windsor gibt es hier aber heute noch 70 Jungen aus nicht reichen Verhältnissen, die dort mit ein Stipendium leben.


Sonntag sollte es eigentlich auf die Isle of Wight gehen, aber dann des Starkregens und des Sturms wurde der Ausflug abgesagt. Das Unternehmen hat darauf aber sehr gut reagiert. Morgens kam eine SMS und am Nachmittag saß jemand im Büro und hat es nochmal per Mail bestätigt und die Rückzahlung des Geldes für Montag veranlasst. Ich habe daraufhin eine Mail geschrieben und gefragt, ob sie mich nicht auf den nächsten Termin buchen können, statt mir das Geld auszuzahlen. Ich hätte den Tag dann eh gebucht. Keine zwei Minuten später bekam ich eine Mail mit dem neuen Ticket zugesandt.

Morgens hatte ich überlegt in ein riesiges Shopping Center zu fahren, das ist ja überdacht, aber es hat einfach bis um 4:30 Uhr nicht einmal aufgehört zu schütten und zu stürmen. Und da hatte ich dann auch keine Lust zum Bus zulaufen. Aber ich will mich ja nicht beschweren. Für die Pflanzen war es genau das richtige. England hat schon lange nicht mehr so eine Hitze und Trockenheit gehabt. Ich hoffe nur, dass ein paar Regenwolken davon nach Deutschland ziehen und es dort mal eine Nacht durchregnet. Aber angeblich sollen sie nach Skandinavien gehen, wo sie es ja auch brauchen...

Naja, also habe ich den Tag genutzt um etwas aufzuräumen, meine Broschüren auszusortieren und den Blog auf den neusten Stand zubringen. Dabei habe ich natürlich auch meine ganzen Fotos aussortiert. Und allein dass dauert seine Zeit...